Vitamin B12 und Biotin

 

Vitamin B12 und Biotin

Vitamin B12 und Biotin wirken eng in der Energie-Produktion der Mitochondrien zusammen. Bei einem Biotin-Mangel bleibt B12 hier wirkungslos.

Vitamin B12 und Biotin wirken eng in der Energie-Produktion der Mitochondrien zusammen. Bei einem Biotin-Mangel bleibt B12 hier wirkungslos.

Vitamin B12 und Biotin: Partner im Citratzyklus

Vitamin B12 und Biotin (auch: Vitamin B7, Vitamin H) wirken gemeinsam in den Mitochondrien. Die Mitochondrien sind die „Kraftwerke“ unserer Zellen: Dort wird in einer Reihe von Reaktionen, die als Citratzyklus (auch:Tricarbonsäurezyklus oder Krebs-Zyklus) bezeichnet werden, die Energie für unseren Körper produziert.

Biotin und Vitamin B12 – in der Form Adenosylcobalamin – wirken dabei als Coenzyme in zwei direkt aufeinanderfolgenden Stoffwechselschritten. Die Biotin-abhängige Reaktion liefert dabei den Ausgangsstoff für die B12-abhängige Reaktion. [1, 2]

Ohne eine ausreichende Versorgung mit Biotin kann das Vitamin B12 als Adenosylcobalamin daher nicht wirken. [3, 4]

Vitamin B12 Biotin

Vitamin B12 – bei einem Biotinmangel wirkungslos

Wie in der Grafik oben zu sehen kann Vitamin B12 bei einem Biotin-Mangel nicht wirksam werden, weil der Ausgangsstoff Methylmalonyl-CoA für die das Vitamin B12 betreffende Reaktion fehlt.

Ein Biotinmangel kann hier zu einem funktionellen B12-Mangel führen: Selbst wenn ausreichend Adenosylcobalamin vorhanden ist, kann dieses seine Aufgabe nicht erfüllen.

Andersherum kann durch eine hochdosierte Vitamin-B12-Anfangstherapie ein Biotin-Mangel auch erst entstehen. Denn durch die Korrektur des Vitamin-B12-Spiegels laufen die bis dahin blockierten Stoffwechselschritte nun vermehrt ab und entsprechend größere Mengen Biotin werden verbraucht. Wenn der Biotin-Spiegel bereits vor der B12-Therapie im unteren Bereich lag, kann dies unter Umständen die Biotin-Versorgung beeinträchtigen.

Nährstoffexperten wie Dr. Bodo Kuklinski empfehlen darum, im Rahmen einer Vitamin-B12-Therapie grundsätzlich auch Biotin einzunehmen:

„Außerdem ist Vitamin B12 ohne begleitende Biotin-Einnahme wirkungslos. […] Unter Vitamin-B12-Therapie steigt der Biotin-Bedarf, bei Nichtergänzung treten Hautprobleme, brüchige Haare und Nägel sowie Pickelbildung auf. Sie sind Hinweis auf ein Biotin-Defizit. […] Bei nitrosativem Stress fanden wir häufig marginal oder auch pathologisch niedrige Biotin-Konzentrationen im Blut. Ohne Biotin wirkt Vitamin B12 nicht, die B12-Wirkung lässt ohne Biotin-Substitution nach.“ [5]

Auch andere Therapeuten berichten von guten Erfolgen mit dieser Kombination.

Wann macht die Kombination von Vitamin B12 und Biotin Sinn?

Ein klinischer Biotin-Mangel gilt als sehr selten. Allerdings ist der genaue Bedarf unbekannt und selbst beim Ausbleiben klarer Mangel-Symptome kann eine Unterversorgung vorliegen.[6]

Diese kann labortechnisch nur schwer festgestellt werden, denn ein einfacher Test für einen Biotin-Mangel existiert leider nicht. Ähnlich wie bei Magnesium bleiben die Blutwerte des Biotin auch bei einem zellulären Mangel relativ konstant.[7] Zwar existieren einige sekundäre Marker wie die Messung bestimmter Enzymaktivitäten in den Leukozyten oder die Ausscheidung der 3-Hydroxy-3-Methylbuttersäure im Urin, jedoch sind dies keine eindeutigen Marker und sie gehören auch zu den eher exotischen Tests, mit denen nur wenige Ärzte vertraut sind.[8, 9]

Wie oben bereits zitiert, empfehlen Nährstoff-Therapeuten wie Dr. Kuklinski vor diesem Hintergrund eine generelle Gabe von Biotin im Rahmen einer hochdosierten B12-Therapie. Der Verbrauch an Biotin steigt während der Therapie in jedem Falle an, so dass eine zusätzliche Versorgung generell hilfreich ist.

Die Rationale für eine solche Empfehlung ist auch, dass Biotin – ebenso wie Vitamin B12 – keinerlei toxische Wirkung hat. Weder Nebenwirkungen noch Überdosierungen von Biotin sind bekannt. Biotin konkurriert zwar mit Vitamin B5 um den gleichen Aufnahmemechanismus, dies ist aber unerheblich, wenn Biotin in moderaten Mengen eingenommen wird. Selbst bei extrem hohen Dosen von 5mg ist diese Wechselwirkung einfach zu umgehen, indem das Biotin unabhängig von den Mahlzeiten oder einem Vitamin-B-Komplex eingenommen wird.

Wie viel Biotin für das Vitamin B12?

Wie hoch sollte Biotin im Rahmen einer Vitamin-B12-Therapie dosiert sein? Hier existieren verschiedene Empfehlungen. Zudem ist der genaue Bedarf an Biotin bisher nicht bekannt.[10]

Der Biotinbedarf wird aus zwei Quellen gedeckt:

  1. Produktion durch Bakterien im Darm
    Ein Teil des Bedarfs wird durch die Biotin-Produktion von Bakterien im Darm gedeckt – dieser ist jedoch zum Beispiel nach einer Antibiotika-Therapie nicht unbedingt gewährleistet.
  2. Aufnahme über die Nahrung
    Ein weiterer Teil des Biotins wird durch die Nahrung aufgenommen

Bisher ist unbekannt, wie groß der jeweilige Beitrag der Darmbakterien und Nahrungsmittel zum Gesamtbedarf  der Biotin-Versorgung ist. Folgende Empfehlungen und Schätzungen zur Biotin-Versorgung können als Anhaltspunkte dienen:

Schätzung

Gesamtbedarf

150 – 300µg

Empfehlung DGE

Zufuhr über die Nahrung

60µg

Empfehlung EFSA

Zufuhr über die Nahrung

40µg

Gröber[11]

Allgemeine Prävention

100 – 300µg

Gröber

Behandlung Mangel

2500µg

Kuklinski

Begleitung hochdosierte B12-Therapie

2500 – 5000µg

Da Biotin zu 100% aufgenommen wird, scheinen die Empfehlungen zur allgemeinen Prävention von Uwe Gröber ausreichend.[12] Bei deutlichen bestehenden Symptomen eines Biotin-Mangels sind die Empfehlungen zur Behandlung eines Mangels angeraten.

Nahrungsmittel mit Biotin

Folgende Nahrungsmittel enthalten größere Mengen Biotin. Die Angaben beziehen sich auf 100g.

Hefe200
Rind Leber  (gekocht)100
Erdnussmuß67
Eigelb50
Haselnuss39
Haferflocken20
Walnüsse19
Champignons12
ungeschälter Reis12
Sesam11
Avocado10
Mandeln, Sonnenblumenkerne,
Leinsamen
10
Weizen-Vollkornmehl8
Erbsen8
Fisch 7
Spinat6
Rind- und Schweinefleisch 5
Bananen5

Biotinmangel – Ursache der Vitamin-B12-Akne?

Wie im obigen Zitat bereits angesprochen, vermuten einige Forscher, dass der unter der B12-Therapie teilweise entstehende Biotinmangel die Ursache der mysteriösen Vitamin-B12-Akne sein könnte. Bei einigen Menschen tritt unter der Einnahme von Vitamin B12 eine starke Akne auf, deren Ursache seit Jahren ein Rätsel bleibt.

Kuklinski und andere Therapeuten berichten, dass sich diese Akne durch die zusätzliche Gabe von Biotin verhindern lässt.

Dies macht aufgrund der bekannten Wirkung des Biotin auf die Haut theoretisch Sinn, wenngleich der genaue Wirkmechanismus hier noch ungeklärt ist. Zudem ist bekannt, dass hochdosiertes Biotin zwar bei Akne helfen kann, aber auch selbst Akne auslösen kann, weil es die Aufnahme von Vitamin B5 im Darm behindert.

Aufgrund der guten Erfahrung bei Hunderten Patienten ist die gemeinsame Einnahme von Vitamin B12 und Biotin jedoch definitiv einen Versuch wert, wenn Vitamin B12 alleine zu Akne-Ausbrüchen führt.

Fazit B12 und Biotin

Vitamin B12 ist auf eine ausreichende Versorgung mit Biotin angewiesen und kann einen Teil seiner Wirkungen nur dann entfalten, wenn gleichzeitig die Biotin-Versorgung sichergestellt ist.

Im Rahmen einer hochdosierten Anfangstherapie nach einem Mangel und bei zweifelhafter Biotin-Versorgung ist daher eine zusätzliche Einnahme von Biotin sinnvoll.

Quellen

  1. Stadtman ER, Overath P, Eggerer H, Lynen F (1960) The role of biotin and vitamin B12 coenzyme in propionate metabolism. Biochem Biophys Res Commun 2:1–7 DOI: 10.1016/0006-291X (60)90252-7
  2. Wood HG, Kellermeyer RW, Stjernholm R, Allen SH (1964) Metabolism of Methylmalonyl-coa and the Role of Biotin and B12 Coenzymes. Ann N Y Acad Sci 112:660–679 PMID: 14167300
  3. Elin RJ, Winter WE (2001) Methylmalonic acid: a test whose time has come? Arch Pathol Lab Med 125:824–827 PMID: 11371242
  4. Smith RM, Monty KJ (1959) Vitamin B12 and propionate metabolism. Biochem Biophys Res Commun 1:105–109 DOI: 10.1016/0006-291X (59)90073-7
  5. Kuklinski B, Lunteren I van (2013) Gesünder mit Mikronährstoffen: schützen Sie Ihre Zellen vor “Freien Radikalen,” Erw. Neuaufl., 3. Aufl. Aurum, Bielefeld
  6. Said HM (1999) Biotin bioavailability and estimated average requirement: why bother? Am J Clin Nutr 69:352–353 PMID: 10075316
  7. Lord RS, Bralley JA (2008) Laboratory evaluations for integrative and functional medicine. Metametrix Institute, Duluth
  8. Zempleni J (ed) (2007) Handbook of vitamins, 4th ed. Taylor & Francis, Boca Raton
  9. Eng WK, Giraud D, Schlegel VL, Wang D, Lee BH, Zempleni J (2013) Identification and assessment of markers of biotin status in healthy adults. Br J Nutr 110:321–329 PMCID: PMC4743878
  10. Mock DM (1999) Biotin status: which are valid indicators and how do we know? J Nutr 129:498S–503S PMID: 10064317
  11. Gröber U (2011) Mikronährstoffe: Metabolic Tuning, Prävention, Therapie, 3., völlig überarb. und erw. Aufl. WVG, Wiss. Verl.-Ges, Stuttgart
  12. Zempleni J, Mock DM (1999) Bioavailability of biotin given orally to humans in pharmacologic doses. Am J Clin Nutr 69:504–508 PMID: 10075337

Bild: Nuts von Mariya Chorna Lizenz: cc-by-sa