Vitamin B12 Überdosierung

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Vitamin B12 Überdosierung

Vitamin-B12-Überdosierung: Warum eine Überdosierung von Vitamin B12 kaum möglich und in der Therapie oft sogar empfehlenswert ist.

Zusammenfassung

  • Eine Überdosierung von Vitamin B12 ist kaum möglich.
  • Einzig bekannte, sehr seltene Nebenwirkung ist eine Form von Akne
  • In der Therapie ist eine höhere Dosierung von Vitamin B12 meist nötig, da nur ein Teil der Dosis wirklich verwertet wird.
  • Dosen von 500-2.000 µg/Tag sind normal in der Therapie eines Vitamin-B12-Mangels.
  • Orale Präparate sind genauso effektiv wie Injektionen.

Ist eine Vitamin-B12-Überdosierung möglich?

Angesichts der oft hohen Dosen in vielen Vitamin-B12-Präparaten sind einige Menschen besorgt um die Folgen einer Vitamin-B12-Überdosierung. Und das aus gutem Grund: Bei vielen anderen Vitaminen wäre es tatsächlich sehr bedenklich, derart massiv in den Vitaminstoffwechsel einzugreifen.

Kann man Vitamin B12 ebenso überdosieren? Zum Glück nicht: Eine toxische Überdosierung von Vitamin B12 ist nicht möglich, da der Körper nicht benötigte Mengen einfach ausscheidet. Man sollte es allerdings auch nicht ganz übertreiben, da überschüssige Mengen über die Nieren ausgeschieden werden müssen und dies eine gewisse, wenn auch normalerweise überschaubare Belastung darstellt.

Generell ist es immer vorzuziehen, täglich mit geringen Mengen Vitamin B12 den Bedarf zu decken, als riesige Mengen B12 ‚auf Vorrat‘ zuzuführen. Selbst bei Aufnahmestörungen reichen bei oraler Aufnahme in der Regel Dosen um die 1000 µg aus, um den Bedarf zu decken – höhere Dosierungen sind nur im therapeutischen Umfeld oder der Anfangstherapie sinnvoll.

Vitamin-B12-Überversorgung

Der Tagesbedarf an Vitamin B12 wird allgemein mit etwa 3 µg für einen Erwachsenen angegeben. Schon die Aufnahme über die Nahrung kann aber sehr viel höher liegen: 100g Kalbsleber etwa liefern mit 60 µg ganze 2.000% des Tagesbedarfs – also eine recht hohe Überversorgung allein durch die Nahrung.

Sieht man sich dann moderne Vitamin-B12-Präparate an, so finden sich dort sogar Dosierungen von bis zu 5000 µg pro Dosis – das wären rechnerisch rund 160.000 Prozent des Tagesbedarfs. Das wirkt auf den ersten Blick gigantisch, doch dieser Eindruck täuscht, denn die Zufuhr über die Nahrung und Präparate entspricht nicht der tatsächlichen Aufnahme. Wie wir weiter unten sehen werden, können nur geringe Mengen des über die Nahung zugeführten Vitamin B12 tatsächlich vom Körper aufgenommen werden.

Darum ist eine Überdosierung besonders bei einer Aufnahmestörung sogar dringend nötig, um die Versorgung des Körpers zu gewährleisten. Neuere Forschungen legen nahe, dass die Grenzwerte für einen Vitamin-B12-Mangel und auch die empfohlene Tagesdosis möglicherweise viel zu niedrig angesetzt sind, so dass die Frage, wann eine Überversorgung mit Vitamin B12 tatsächlich vorliegt letztlich noch gar nicht geklärt ist.

Wann ist ein Vitamin-B12-Präparat überdosiert?

Aufgrund des speziellen Aufnahmemechanismus von Vitamin B12 wird nur ein kleiner Teil der zugeführten Dosis vom Körper tatsächlich aufgenommen: Die zugeführte Dosis muss also deutlich höher sein als der Bedarf. Es haben sich derzeit drei Standard-Dosierungen durchgesetzt:

  • 500µg – Zur täglichen Deckung des Tagesbedarfs
  • 1000µg – Bei Aufnahmestörungen, erhöhtem Bedarf (Schwangerschaft, Stillen, Alter) und leichten Mangelsymptomen
  • 5000µg – In der hochdosierten Anfangstherapie bei Vitamin-B12-Mangel

Eine Übersicht der bekanntesten Vitamin-B12-Präparate findet sich in unserer großen Produktübersicht.

Vitamin-B12-Überdosierung: Symptome und Nebenwirkungen

Vitamin B12 ist heute recht gut erforscht und auch nach Jahrzehnten von Studien sind selbst bei extrem hohen Dosen fast keine Symptome einer Vitamin-B12-Überdosierung bekannt, weshalb auch keine maximale Dosis Vitamin B12 festgelegt wurde. Theoretisch könnte man sich also – abgesehen von der vorgenannten Ausscheidetätigkeit – bedenkenlos auch größte Mengen des Vitamins zuführen, ohne einen negativen Effekt befürchten zu müssen.

Einzig beim Wirkstoff Cyanocobalamin ist möglicherweise etwas Vorsicht geboten, da dieser im Körper zu geringen Mengen Cyanid zersetzt wird, die nicht alle Menschen gut vertragen. Diese Mengen sind jedoch so gering, dass sie bei den üblichen Dosen allgemein als irrelevant betrachtet werden.

Bei intramuskulären Injektionen hoher Dosen Vitamin B12 sind in Einzelfällen leichte Abwehrreaktionen, wie etwa Hautreizungen und eine spezielle Form der Akne aufgetreten. Auch von Hitzewallungen, Schwindel und Übelkeit wird berichtet, jedoch werden letztere zumeist eher auf die weiteren Konservierungsmittel der Präparate zurückgeführt, denn auf das B12.

Sehr selten tritt als schwere Nebenwirkung von Vitamin-B12-Injektionen wie ein anphylaktischer Schock auf – die Ursache ist bisher ungeklärt. Offenbar tritt dies ebenfalls vor allem bei Cyanocobalamin auf. (1, 2)

Vitamin B12 und Akne

Bei einigen Patienten führten besonders hochdosierte Vitamin-B12-Spritzen zu Ausbrüchen von Akne, wie in verschiedenen Studien gezeigt werden konnte. Warum dieser Efekt auftritt, ist leider noch nicht wirklich erforscht. Die Akne verschwindet jedoch wieder, sobald die Vitamin-B12-Präparate abgesetzt werden. (3-5)

Bisher ist nicht geklärt, welche Formen von Vitamin B12 und in welchen Dosen diesen Effekt verursachen. Da er auch schon bei Dosen von nur 20µg beobachtet wurde, ist die Schwelle scheinbar individuell verschieden. Die Akne ist kein Zeichen einer Überdosierung. Bei den meisten Fällen ist vermutlich genetische Disposition, fehlende Kofaktoren wie Biotin oder eine Allergie gegen Cobalt die Ursache der Reaktion – Vitamin B12 enthält als zentrales Atom Cobalt (daher auch der Name Cobalamin). In größeren Mengen können darum bei einer Cobalt-Allergie Akne-ähnliche Reaktionen auftreten. Auch ein Mangel an Biotin kann zu der Akne führen – die gleichzeitige Einnahme von B12 und Biotin lässt die Akne in vielen Fällen verschwinden.

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Vitamin-B12-Überdosierung und Schwangerschaft

Auch Schwangere müssen sich nach aktuellem Wissenstand keine Sorgen über eine Vitamin-B12-Überdosis machen. Da nicht benötigtes Vitamin B12 einfach mit dem Urin ausgeschieden wird, gelangt es nicht in den Blutkreislauf und damit auch nicht zum Fötus. Ganz im Gegenteil zu dieser Befürchtung sollten insbesondere Schwangere auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 und Folsäure achten, da ein Mangel zu ernsten Schäden des Fötus führen kann.

Bei Schwangeren und Stillenden wird ein erhöhter Bedarf an Vitamin B12 von etwa 4 – 6 µg angenommen, so dass in dieser Zeit besonders auf die Vitamin-B12-Zufuhr geachtet werden sollte. Trotzdem sind auch in diesen Fällen Dosierungen über 500 µg kaum sinnvoll.

Vitamin-B12: Hochdosiert oder in kleinen Dosen?

In der Vitamin-B12-Mangel-Therapie hat sich gezeigt, dass bei Patienten mit starken Aufnahmestörungen bei oraler Einnahme erst Vitamin-B12-Präparate mit einer Dosis von etwa 500 µg/Tag zu nennenswerten Verbesserungen der relevanten Marker führen. (6, 7)

Dosierungen von 500 – 2.000 µg/Tag sind deshalb schon seit Jahren der Standard in der Vitamin-B12-Mangel-Therapie bei Erkrankungen. Dies ist leicht zu verstehen, wenn man sich den Stoffwechsel des Vitamin B12 vor Augen führt.

Vitamin B12 wird mit Hilfe eines speziellen Moleküls, dem sogenannten Intrinsic Factor (IF) aufgenommen. Bei einem gesunden Stoffwechsel können vom Körper nur etwa 1,5 µg pro Dosis auf einmal über den IF aufgenommen werden. Ein weiterer Teil von etwa 1 % der Dosis gelangt zusätzlich per passiver Diffusion in den Blutkreislauf. Von einer Dosis von 500 µg Vitamin B12 werden also nur maximal 1,5 µg über den IF und 5 µg per passiver Diffusion aufgenommen – die Überdosierung ist also längst nicht so hoch, wie es zunächst den Anschein hat.

Wird die Dosis niedriger gewählt, kann es bei einer Aufnahmestörung sogar leicht zu einer Unterversorgung kommen. Nehmen wir ein Präparat mit 50 µg: Die 1,5 µg über den IF fallen bei einer Aufnahmestörung fast vollständig weg und über die passive Diffusion werden hier nur 0,5 µg absorbiert – also trotz der Überdosierung des Präparats nur ein Bruchteil der Tagesdosis.

Da die meisten Menschen mit einem Vitamin-B12-Mangel an einer Aufnahmestörung leiden – ihr Körper das zugeführte Vitamin B12 also nicht korrekt verwerten kann – sind sie auf die geringen Mengen angewiesen, die über passive Diffusion aufgenommen werden. So wird verständlich, dass oft eine derart hohe Überdosierung von Vitamin B12 sinnvoll und nötig ist, um den gewünschten Effekt zu erzielen.

Überdosierung Vitamin-B-Komplex

Bei Einnahme eines Vitamin-B-Komplexes ist zu beachten, dass bei den Vitaminen  B5 und B6 etwas mehr Vorsicht geboten ist.  Bei B5 können Gefäßerweiterungen, Jucken, Übelkeit, Kopfschmerz und Allergien auftreten. Bei grammweiser Einnahme kann es sogar zu Leberschäden und Entzündungen der Magenschleimhaut kommen. Vitamin B6 ist in üblichen Mengen unbedenklich, ab 2 Gramm kann es aber zu Bewegungs- und Nervenstörungen kommen.

Vitamin B12 Überdosis zur Entgiftung

Es gibt auch andere Fälle, wo eine extreme Überdosierung von Vitamin-B12 wichtig für den Erfolg der Therapie ist. So werden sehr hohe Dosen Hydroxycobalamin eingesetzt, um Vergiftungen mit Cyanid zu behandeln, da das Vitamin das Cyanid bindet und ausleitet. (8) Ultra-hohe Dosen Methylcobalamin haben sich sowohl bei Ratten als auch bei Menschen als wirkungsvoll in der Regeneration von Nerven erwiesen. (9, 10)

Vitamin-B12-Überdosierung bei oraler Einnahme

Lange Zeit galten Therapien, bei denen Vitamin B12 hochdosiert intramuskulär gespritzt wurde als besonders effektiv. Heute nehmen die meisten Forscher an, dass eine orale Einnahme von hochdosierten Vitamin-B12-Präparaten mit genauso effektiv ist, wie eine monatliche Injektion. (11) Vitamin-B12-Präparate wie Tabletten, Kapseln oder Tropfen können bei entsprechender Überdosierung also als genauso effektiv angesehen werden wie Vitamin-B12-Spritzen.

Wenn keine Aufnahmestörung vorliegt, werden orale Dosen von 150-250 µg/Tag als ausreichend empfohlen. Bei einer bekannten Aufnahmestörung hingegen sollte das Präparat mindestens 500 µg enthalten, um die mangelnde Aufnahme sicher auszugleichen.

Da eine Überdosierung kaum möglich ist, geht der Trend dahin, dass viele Hersteller ihre Vitamin-B12-Präparate ohnehin ausschließlich mit recht hoher Dosierung anbieten. Solche Präparate können von allen Menschen grundsätzlich gefahrlos eingenommen werden. Eine Dosierung über den Bedarf hinaus ist jedoch im besten Falle sinnlos, weshalb Dosierungen weit über 1000 µg kritisch zu hinterfragen sind.

Ebenso empfehlen viele Naturheilkundler eine tägliche Aufnahme, statt riesiger monatlicher oder wöchentlicher Dosen, die den B12-Spiegel im Blut kurzzeitig extrem ansteigen lassen. Dosierungen im Bereich von 250 bis 500 µg sollten in fast allen Fällen ausreichend sein, den täglichen Bedarf zu decken.

Quellen:

  1. Bilwani, Fareena, et al. Anaphylactic reaction after intramuscular injection of cyanocobalamin (vitamin B12): a case report. JPMA. The Journal of the Pakistan Medical Association, 2005, 55. Jg., Nr. 5, S. 217-219.
  2. Moloney, F. J., Hughes, R., O’Shea, D. and Kirby, B. (2008), Type I immediate hypersensitivity reaction to cyanocobalamin but not hydroxycobalamin. Clinical and Experimental Dermatology, 33: 412–414.
  3. Jansen T, Romiti R, Kreuter A, Altmeyer P. Rosacea fulminans triggered by high-dose vitamins B6 and B12. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2001 Sep;15(5):484-5.
  4. Sherertz EF. Acneiform eruption due to „megadose“ vitamins B6 and B12. Cutis. 1991 Aug;48(2):119-20.  (Abstract)
  5. Braun-Falco O, Lincke H. The problem of vitamin B6/B12 acne. A contribution on acne medicamentosa. MMW Munch Med Wochenschr. 1976 Feb 6;118(6):155-60. (Abstract)
  6. Eussen SM, de Groot LM, Clarke R, et al.Oral Cyanocobalamin Supplementation in Older People With Vitamin B12 Deficiency: A Dose-Finding Trial.Arch Intern Med. 2005;165(10):1167-1172. doi:10.1001/archinte.165.10.1167.
  7. Rajan, S., Wallace, J. I., Brodkin, K. I., Beresford, S. A., Allen, R. H. and Stabler, S. P. (2002), Response of Elevated Methylmalonic Acid to Three Dose Levels of Oral Cobalamin in Older Adults. Journal of the American Geriatrics Society, 50: 1789–1795. doi: 10.1046/j.1532-5415.2002.50506.x
  8. John P. Thompson, Timothy C. Marrs Hydroxocobalamin in cyanide poisoning December 2012, Vol. 50, No. 10 , Pages 875-885 (doi:10.3109/15563650.2012.742197)
  9. Kuwabara S, Nakazawa R, Azuma N, Suzuki M, Miyajima K, Fukutake T, Hattori T Intravenous methylcobalamin treatment for uremic and diabetic neuropathy in chronic hemodialysis patients. In: Intern Med (1999 Jun) 38(6):472-5
  10. Tetsuya Watanabe, Ryuji Kaji, Nobuyuki Oka, William Bara, Jun Kimura, Ultra-high dose methylcobalamin promotes nerve regeneration in experimental acrylamide neuropathy, Journal of the Neurological Sciences, Volume 122, Issue 2, April 1994, Pages 140-143, ISSN 0022-510X, http://dx.doi.org/10.1016/0022-510X(94)90290-9.
  11. Butler CC, Vidal-Alaball J, Cannings-John R, McCaddon A, Hood K, Papaioannou A, Mcdowell I, Goringe A. Oral vitamin B12 versus intramuscular vitamin B12 for vitamin B12 deficiency: a systematic review of randomized controlled trials. Fam Pract. 2006 Jun;23(3):279-85. Epub 2006 Apr 3. Review. PubMed PMID: 16585128.