Vitamin B12 in der Schwangerschaft
Vitamin B12 spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des Nervensystems und Gehirns und für die generelle körperliche Entwicklung. Bereits im Mutterleib benötigt das Ungeborene daher ausreichend Vitamin B12, um sich optimal entwickeln zu können. Die Versorgung des Babys mit dem wichtigen Vitamin ist von der Versorgung der Mutter abhängig. Daher sollten Frauen besonders in der Schwangerschaft, darauf achten, täglich genügend Vitamin B12 aufzunehmen.
Die Vitamin-B12-Konzentration in der Plazenta und im Blut von Neugeborenen sind dabei etwa doppelt so hoch, wie die Konzentration im Blut der Mutter – ein Zeichen dafür, wie wichtig die B12-Versorgung in dieser Entwicklungsphase ist.
Schwangerschaft und Vitamin-B12-Mangel
Ein Vitamin-B12-Mangel in der Schwangerschaft kann – genau wie ein Folsäure-Mangel – für das Kind schwere Folgen haben – im schlimmsten Falle ein Schwangerschaftsabbruch, Koma oder bleibende neurologische Schäden. (1,2)
Bei einem leichten Vitamin-B12-Mangel können die entstandenen Entwicklungsstörungen durch eine Gabe von Vitamin B12 meist über die Zeit insofern aufgeholt werden, als das die Kinder nach Monaten eine grob altersgemäße Entwicklung des Gehirns und der motorischen Fähigkeiten zeigen. Inwiefern dies der optimalen Entwicklung entspricht und welche Folgen es für die lebenslange Gesundheit hat, kann jedoch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden.
Vitamin B12 in der Stillzeit
Auch nach der Geburt entwickeln sich Körper, Gehirn und Nervensysstem weiter – und das in einem rasanten Tempo. Der Tagesbedarf für Stillende ist daher sogar noch höher als für Schwangere, weshalb eine gute Vitamin-B12-Versorgung der Mutter auch während der Stillzeit enorm wichtig bleibt. Gerade in den ersten Lebensmonaten werden viele Grundsteine für die Entwicklung des Gehirns, des Nervensystems und der allgemeinen Gesundheit gelegt. Ein Mangel in dieser Zeit kann dadurch Folgen haben, die das Kind ein Leben lang begleiten.
Die Muttermilch enthält in etwa genau so viel Vitamin B12, wie das Blut der Mutter. Über die Ernährung der Mutter muss nicht nur die eigene Vitamin-B12-Versorgung sichergestellt werden, sondern auch die des Kindes, so dass ein deutlich erhöhter Bedarf besteht.
Untersuchungen an den Kindern strenger Veganer und Vegetarier, die oft einen latenten Vitamin-B12-Mangel aufweisen, zeigten zum Teil schwere Entwicklungsstörungen. (3-9) Schwere Beeinträchtigungen des Kindes können hier schon bei einem milden Mangel der Mutter auftreten, wie zahlreiche wissenschaftlich dokumentierte Fälle zeigen.
Vitamin B12 für vegane und vegetarische Mütter
Die recht drastischen Befunde der oben genannten Studien zeigen, dass die B12-Versorgung des Kindes gerade bei veganen und vegetarischen Müttern ein reales Problem ist. Glücklicherweise ist es nicht nötig, die vegane Lebensweise für die Dauer der Schwangerschaft einzustellen. Teilweise sind vegetarische und vegane Mütter irritiert, dass in der Schwangerschaft plötzlich ein Heißhunger auf Fleisch oder Fisch einsetzen kann. Dies ist meist ein Zeichen des Körpers, das wichtige Nährstoffe wie Eisen oder Vitamin B12 fehlen.
Neben der Supplementierung von Folsäure, die heute fast allen schwangeren Frauen dringend empfohlen wird, raten Ärzte gerade bei Vegetariern und Veganern dazu, zumindest für die Dauer der Schwangerschaft und Stillzeit auch vegane Vitamin-B12-Präparate einzunehmen. Das Risiko einer Unterversorgung des Kindes einzugehen, ist unnötig.
Oft werden in der Schwangerschaft von den Frauenärzten Bluttests auf Eisen und Folsäure vorgeschlagen – hier können Veganer und Vegetarier auf ihre Ernährung hinweisen und darum bitten, dass B12 gleich kostenlos mit untersucht wird.
Vitamin B12 für das Kind
Auch nach der Stillzeit und mit dem Beginn der Beikost, besteht beim Kind natürlich ein Vitamin-B12-Bedarf. Viele Vegane Eltern wünschen sich hier verständlicherweise auch für ihr Kind eine vegane Ernährung. Dabei ist aber einiges zu beachten. Während die meisten Erwachsenen erst im Laufe ihres Lebens vegan werden und darum meist einen großen Vitamin-B12-Körperspeicher haben, ist dies bei Kindern nicht der Fall.
Die Versorgung im Mutterleib und über die Muttermilch deckt nur den Tagesbedarf, reicht aber nicht, um nennenswerte Speicher anzulegen. Daher sind Kinder ganz besonders darauf angewiesen, täglich genügend Vitamin B12 aufzunehmen, das sonst ein Mangel sehr schnell einsetzt. Gerade in den ersten Jahren ist daher eine Zufuhr von Vitamin B12 über entsprechende Präparate sinnvoll.
Bei Kindern haben sich hier Vitamin-B12-Sprays bewährt, da besonders kleine Kinder Schwierigkeiten haben können, Kapseln oder Tabletten zu schlucken.
Vitamin-B12-Bedarf für Schwangere, Stillende und Kinder
Hier sind die Empfehlungen der DGE über die tägliche Zufuhr. Sie gelten bei sehr guter Gesundheit und stellen die absoluten Minimalwerte dar, die nötig sind, einen Mangel zu verhindern.Wie bei Erwachsenen, so können und in vielen Fällen sollten die Dosierungen von Präparaten deutlich höher gewählt werden, als diese Empfehlungen. Mögliche Dosierungen sind daher ebenfalls angegeben.
Alter/Umstand | Empfohlene Zufuhr | Mögliche Dosierung* |
Säuglinge | ||
0 – 4 Monate gestillt | 0,4 | Versorgung über Muttermilch |
0 – 4 Monate ungestillt | 0,4 | 3-5 µg |
4 – 12 Monate | 0,8 | 3-5 µg /Tag |
Kleinkinder | ||
1 – 4 Jahre | 1,0 | 5-10 µg /Tag 100 µg alle 2 Tage |
4 – 7 Jahre | 1,5 | 10 µg /Tag |
Schulkinder | ||
7 – 10 Jahre | 1,8 | 100 µg /Tag |
10 – 13 Jahre | 2,0 | 100 µg /Tag |
Teenager und Erwachsene | ||
Ab 13 Jahre | 3,0 | 250 – 500 µg /Tag |
Schwangere | 3,5 | 500 µg /Tag |
Stillende | 4,0 | 500 – 1000 µg /Tag |
*Der Haupt-Aufnahmemechanismus über den Intrinsic Factor ist bei 1,5 µg erschöpft. Über diesem Punkt wird Vitamin B12 über passive Diffusion aufgenommen, die nur noch 1 Prozent der Dosis beträgt.
Vitamin B12 – ein unentbehrliches Vitamin
Vitamin B12 ist ein lebenswichtiges Vitamin. Wer sich nicht absolut sicher über den eigenen Vitamin-B12-Status und die Versorgung ist, sollte in der Schwangerschaft und Stillzeit lieber kein Risiko eingehen und vorsorglich Vitamin B12 einnehmen.
Quellen
- 1 Allen, Lindsay H. Vitamin B12 metabolism and status during pregnancy, lactation and infancy. In: Nutrient Regulation during Pregnancy, Lactation, and Infant Growth. Springer US, 1994. S. 173-186.
- 2 Molloy, Anne M., et al. „Effects of folate and vitamin B12 deficiencies during pregnancy on fetal, infant, and child development.“ Food & Nutrition Bulletin 29.Supplement 1 (2008): 101-111.
- 3 Simsek, Özlem Pelin, et al. „A child with vitamin B12 deficiency presenting with pancytopenia and hyperpigmentation.“ Journal of pediatric hematology/oncology 26.12 (2004): 834-836.
- 4 Sklar, Ronald. „Nutritional vitamin B12 deficiency in a breast-fed infant of a vegan-diet mother.“ Clinical pediatrics 25.4 (1986): 219-221.
- 5 Stollhoff, K., K. H. Bentele, and F. J. Schulte. „Vitamin B12 und Hirnentwicklung.“ Aktuelle Neuropädiatrie 1986. Springer Berlin Heidelberg, 1987. 407-411.
- 6 Lövblad, Karl-Olof, et al. „Retardation of myelination due to dietary vitamin B12 deficiency: cranial MRI findings.“ Pediatric radiology 27.2 (1997): 155-158.
- 7 Codazzi, Daniela, et al. „Coma and respiratory failure in a child with severe vitamin B12 deficiency.“ Pediatric Critical Care Medicine 6.4 (2005): 483-485.
- 8 Weiss, Rachel, Yacov Fogelman, and Michael Bennett. „Severe vitamin B12 deficiency in an infant associated with a maternal deficiency and a strict vegetarian diet.“ Journal of pediatric hematology/oncology 26.4 (2004): 270-271.
- 9 Wighton, M. C., et al. „Brain damage in infancy and dietary vitamin B12 deficiency.“ The Medical Journal of Australia 2.1 (1979): 1-3.