Cyanocobalamin – das synthetische B12

Cyano-B12 

Cyanocobalamin – das synthetische B12

Cyanocobalamin ist eine synthetische Form von Vitamin B12, die in unserem Körper und Nahrungsmitteln nicht vorkommt, aber oft in B12-Präparaten eingesetzt wird.

Cyanocobalamin – günstiger Vitamin-B12-Wirkstoff

Cyanocobalamin ist eine der am weitesten verbreiteten Vitamin-B12-Formen von in Präparaten und wird seit vielen Jahren erfolgreich in der Vitamin-B12-Therapie eingesetzt. Sowohl als Injektion als auch in oralen Vitamin-B12-Präparaten behebt Cyanocobalamin viele Formen von Vitamin-B12-Mangel und hat sich besonders auch bei Anämie-Patienten sehr gut bewährt.

Seine große Verbreitung hat Cyanocobalamin aber wohl vor allem seinen Vorteilen in der Herstellung zu verdanken: Keine Form von Vitamin B12 lässt sich so einfach und so günstig herstellen und ist chemisch so stabil, also besonders haltbar.

Cyanocobalamin und die Entdeckung von Vitamin B12

Cyanocobalamin ist eng verworben mit der Geschichte des Vitamin B12, welches erst 1948 seinen Namen erhielt, als es das erste Mal gelang, das Vitamin zu isolieren. Die dabei gefundene Form stellte sich 1956 als Cyanocobalamin heraus. Lange Zeit glaubte man deshalb, Cyanocobalamin wäre identisch mit Vitamin B12 und dass diese Form die natürliche Form des Vitamins sei. Es dauert noch viele weitere Jahre, bis man erkannte, dass das Cyanocobalamin durch Verunreinigungen der für Isolationsprozess verwendeten Aktivkohle entstanden war und Cyanocobalamin natürlicherweise weder im Körper noch noch in Nahrungsmitteln in nennenswerten Mengen vorkommt und auch selbst keinerlei Wirkung besitzt. (1)

So hatte man zwar versehentlich einen gangbaren Weg gefunden, das sehr empfindliche Vitamin zu stabilisieren, erkannte aber auch, dass Hydroxocobalamin die eigentlich natürliche B12-Form ist, wie sie von Mikroorganismen hergestellt wird und dass die im Körper tatsächlich aktiven Formen in Methylcobalamin und Adenosylcobalamin zu finden sind.

Cyanocobalamin – synthetisches Vitamin B12

Cyanocobalamin ist also eine künstliche Form von Vitamin B12, die natürlich nicht vorkommt – es sei denn als Verunreinigung oder Entgiftungsprodukt. Darum kann es von unserem Körper auch nicht direkt verwertet werden, sondern muss erst in die beiden bioaktiven Coenzyme Methylcobalamin und Adenosylcobalamin umgewandelt werden. Hierzu sind insgesamt vier Stoffwechselschritte notwendig – ein Teil des Cyanocobalamins kann nach dem ersten Schritt auch in die B12-Form Hydroxocobalamin übergehen, welches im Organismus als Vorform der Coenzyme auftritt.

Zwar stellt die nötige Umwandlung einen klaren metabolischen Nachteil dar, unter normalen Umständen gelingt sie aber problemlos. Ein Teil des aufgenommenen Cyanocobalamins wird jedoch ausgeschieden, bevor es umgewandelt werden kann, so dass die Bioverfügbarkeit des Cyanocobalamin vergleichsweise nicht besonders ideal ist.

Ist Cyanocobalamin giftig?

Cyanocobalamin ist – wie der Name erkennen lässt – eine Verbindung von Vitamin B12 mit einer Cyano-Gruppe. Diese wird im Körper abgespalten und reagiert dabei teilweise zu Cyanid – einer Substanz, die vielen als Nervengift bekannt ist. Oftmals wird daher die Befürchtung geäußert, Cyanocobalamin wäre giftig oder schädlich. Das stimmt nicht ganz: Die Mengen des entstehenden Cyanids sind so gering, dass sie nur bei sehr empfindlichen Menschen und bei Menschen mit einer ohnehin hohen Cyanid-Belastung, wie zum Beispiel Rauchern, negativ ins Gewicht fallen. Trotzdem stellt sich natürlich die Frage, warum man bei vorteilhafteren Alternativen überhaupt eine solche Form wählen sollte. (2)

Am wichtigsten ist jedoch, dass die drei natürlichen aktiven Formen von B12 spezifische Wirkungen und Vorteile bei vielen Krankheiten und gesundheitlichen Problemen besitzen. Oft wird darum empfohlen, bei der Einnahme von Präparaten darauf zu achten, dass möglichst eine Mischung dieser natürlichen B12-Formen und nicht der synthetische Wirkstoff Cyanocobalamin enthalten ist.

Cyanocobalamin – guter Preis, mittelmäßige Wirkung

Denn auch von der Wirkung her ist Cyanocobalamin nicht optimal. Im direkten Vergleich mit anderen Wirkstoffen ist Cyanocobalamin zwar meist deutlich günstiger, kann von der Wirkung her aber nicht ganz mit den natürlichen Formen mithalten. (3) So liegt die durchschnittliche Resorptionsrate bei Cyanocobalamin-Injektionen beispielsweise bei 20-50% während es bei Hydroxocobalamin ganze 70 Prozent sind. (4) Auch im Vergleich mit Methylcobalamin zeigt sich Cyanocobalamin als unterlegen. (5) Hier kommt noch hinzu, dass Methylcobalamin eine bioaktive Form ist, und vom Körper direkt verarbeitet werden kann.

Zur Deckung des Tagesbedarfs und zur Vermeidung eines Vitamin-B12-Mangels ist Cyanocobalamin bei ganz gesunden Menschen trotzdem als ausreichend anzusehen, wie die Erfahrungen in der Praxis belegen. In der therapeutischen Anwendung wird von vielen Vitamin-Experten empfohlen, lieber mit den natürlichen Coenzym-Formen zu arbeiten, die sich in diesem Kontext in vielen Fällen als überlegen herausgestellt haben. Bei diversen Krankheiten können mit den natürlichen Formen Erfolge erzielt werden, die sich bei Cyanocobalamin nicht einstellen.

Wer also von den gesundheitlichen Vorzügen der natürlichen Formen profitieren möchte, sollte sich überlegen, ob er nicht auch bei Standard-Anwendungen diesen B12-Formen den Vorzug geben möchte. Bei Nahrungsergänzungsmitteln stehen in Deutschland derzeit Hydroxocobalamin und Methylcobalamin zur Verfügung, die sich auch hervorragend kombinieren lassen, Adenosylcobalamin kann derzeit nur über Apotheken bezogen werden.

Quellen

  1. 1 Victor Herbert (1988). „Vitamin B-12: plant sources, requirements, and assay“. American Journal of Clinical Nutrition 48 (3 Suppl): 852–8. PMID 3046314
  2. 2 J.C. Linnell,D.M. Matthews,J.M. England Therapeutic Misuse of Cyanocobalamin. The Lancet – 11 November 1978 ( Vol. 312, Issue 8098, Pages 1053-1054 ) DOI: 10.1016/S0140-6736(78)92379-6
  3. 3 A.G. Freeman Cyanocobalamin – a case for withdrawal: discussion paper. J R Soc Med. Nov 1992; 85(11): 686–687.
  4. 4 Hertz, H., Kristensen, H. P. Ø. and Hoff-JØrgensen, E. (1964), Studies on Vitamin B12 Retention Comparison of Retention Following Intramuscular Injection of Cyanocobalamin and Hydroxocobalamin. Scandinavian Journal of Haematology, 1: 5–15. doi: 10.1111/j.1600-0609.1964.tb00001.x
  5. 5 Okuda K, Yashima K, Kitazaki T, Takara I. Intestinal absorption and concurrent chemical changes of methylcobalamin. J Lab Clin Med. 1973 Apr;81(4):557-67. PubMed PMID: 4696188.